Susanne Gau
Familienberatung

Susanne Gau

Beraterin für Kinder, Jugendliche und Familien

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Heranwachsende besser verstehen

Um Jugendliche besser verstehen und sie beim Heranwachsen gut begleiten zu können, sind im Folgenden einige wichtige Grundlagen kurz erklärt:

  1. Jugendliche suchen in den Erwachsenen Orientierung.
  2. Sie wollen Fragen stellen dürfen, Gehör und Interesse finden, damit sie ihre eigenen Antworten aus ihrem Standpunkt im Leben finden können. Das heißt, die Meinung der Eltern interessiert den Jugendlichen, aber es ist nicht die gleiche, die die Jugendlichen haben.
  3. Die Welt, in der wir alle gemeinsam leben, lebt im Erwachsenen mit seiner Lebenserfahrung. In den Jugendlichen ist sie neu, obwohl es die gleichen Inhalte sind.
  4. Jugendliche können misstrauisch werden, wenn Eltern ihre Nöte zu schnell verstehen.
  5. Sie suchen Erwachsene, die die gleichen Fragen stellen und kennen. Sie suchen Erwachsene, die Fragende geblieben sind.

Pubertierende bewegen sich im Spannungsfeld zwischen sich und der Welt und versuchen ihren Weg in dieser zu finden. Dabei entwickeln sie ihr Selbstbewusstsein. Dieses Lernen und diese Auseinandersetzung geschieht in der häuslichen Umgebung. Hier entwickeln sich Fragen zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Sexualität. Hier werden Störungen und Krisen bearbeitet.
Bei Fragen in der Pubertät handelt es sich immer um die Entwicklung der Freiheit und der Frage danach. Dabei geht es nicht darum alles tun und lassen zu können, was man will. Sondern Entscheidungen treffen zu dürfen und auch zu müssen, die den eigenen Lebenslauf betreffen. Der Jugendliche entdeckt zum ersten Mal seine Begabung zur biographischen Selbstverursachung. Dieses ist eine vollkommen neue Qualität des Selbsterlebens im ganzen Weltzusammenhang und muss von Grund auf geübt werden. Dadurch werden ganz unterschiedliche Gefühle im jungen Menschen ausgelöst. Darum benötigt es die bewusste und einfühlsame Mithilfe der Eltern. Wenn dieses nicht gelingt, sind oft die Eltern der wahre Grund, weil sie sich hilflos und überfordert fühlen.

Wer mit Jugendlichen zusammenlebt, wird nicht darum herum kommen, sich über sich selbst und seine eigene Haltung zum Leben Gedanken zu machen. Die Konflikte mit Jugendlichen sind dazu da, dass Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen daran wachsen.

Das Jugendliche Verhalten ist immer ein Spiegel seiner Umgebung. Jetzt zeigt sich auch, was vorher in ihm angelegt wurde. Nun ist es auch für Eltern an der Zeit Farbe zu bekennen und zu sich zu stehen. Es ist nicht wichtig alles zu wissen, sondern ehrlich und authentisch zu sein und die Fähigkeit den Heranwachsenden ernst zu nehmen. Indem wir nicht alles wissen, erlebt der Jugendliche, dass wir auch Suchende sind.

Als Eltern können Sie sich folgende Fragen stellen:

  • Bin ich bereit mein Kind in die Selbständigkeit zu entlassen?
  • Wie ist es mir in meiner eigenen Pubertät ergangen?
  • Wie weit habe ich meine Lebensideale verwirklicht?
  • Wo bin ich bereit noch Wachsender, Werdender zu sein?
  • Wo bin ich bereit meine eigenen Schwächen zuzugeben?

Dem jungen Menschen begegnet die Liebe zu anderen Menschen, die unterschiedlich intensiv und von unterschiedlicher Dauer sein kann. Die vollständige Liebe kann der junge Mensch aber noch nicht praktizieren. Dennoch kann er die Qualität der Liebe von seinen Eltern lernen, wenn sie dazu in der Lage sind. Gemeint sind Liebesqualitäten wie:
Geduld, Toleranz, Hingabe, Achtsamkeit, Selbstlosigkeit, Fürsorge, Vertrauen, Vergebung und Verantwortung.
Qualitäten, die in jeder liebevollen Beziehung vorhanden sein sollten und falls nicht, geübt und erstrebt werden sollten.

Darüber hinaus wird, durch das Verhalten des Heranwachsenden, die Opferbereitschaft der Eltern herausgefordert. Der junge Erwachsene schafft es immer wieder in die wunden Stellen des Erwachsenen zu bohren. Dies tut er nicht aus Ablehnung, sondern aus der Suche nach dem wahren Verhältnis zum inneren Wesenskern der eigenen Persönlichkeit.
Deshalb sollten Eltern in dieser Situation gelassen bleiben, keinen Konflikt entstehen lassen und den eigenen Schmerz für sich behalten. Dadurch wird der Heranwachsende nicht durch unproduktive Schuldgefühle geplagt. Und der Kontakt zwischen Eltern und Pubertierenden nicht unnötig gestört. Denn, die liebevolle Erziehung ist abgeschlossen! Eltern haben nur eine Chance den Kontakt zu ihrem Kind nicht ganz zu verlieren, wenn sie ihren Anspruch auf direkte Einflussnahme deutlich zurückschrauben.

In dieser Lebensphase ist es sehr wichtig gesprächsbereit zu sein, Interesse am Leben des Pubertierenden zu haben und Anteilnahme zu zeigen! Evtl. braucht der Jugendliche auch die Ermutigung durch seine Eltern, besonders auch durch das Vorbild sein. Bei den Jugendlichen steht die Suche nach dem Ideal im Vordergrund. Er weiß aber noch nicht, wie diese Ideale zu verwirklichen sind. Angst, Resignation und Mutlosigkeit können die Folge sein.
In dieser Lebensphase möchten die Jugendlichen in Ruhe gelassen werden. Ihm fehlt auch noch die Lebenserfahrung, mit dieser Ausweglosigkeit umzugehen.
Der beste Schritt, Mut zu machen, ist hinter die Fassade der Verschlossenheit und Antriebslosigkeit zu schauen, um die ganze Persönlichkeit des Heranwachsenden zu sehen. Denn dies ist nur der Ausdruck der Suche nach sich selbst.
(Quelle: Pubertätssprechstunde von M. Kiel-Hinrichsen und H. Hinrichsen)